Priwall Brevet ab Ahrensburg (12.Sep 2015)

Ludger war aus Neumünster gekommen und Organisator Jochen hatte seine Tochter motivieren können. Die beiden waren für die Anmeldung zuständig, damit konnte Jochen den Überblick behalten. 51 hatten sich angemeldet, 51 fuhren los. Einer der Angemeldeten fuhr mit dem Auto wieder nach Hause. Man fragt sich, ob Radschuhe nicht allgemein überbewertet werden.

Mein Ziel war, zum ersten Mal in diesem Jahr, so an die 150 Radkilometer am Stück zu fahren. Wir veranstalten demnächst Hamburg-Berlin. Keine Sorge, da muss ich nicht mitfahren, aber vorher so ein bisschen geruhsam abfahren, sollte schon sein. Auch dafür muss ich mich vorbereiten. Das hat im Prinzip auch geklappt, aber die Berichterstattung, die Bilder von Jochens Brevet zum Priwall haben darunter gelitten. Es war trübe, dunkel, so kurz vor 8:00 Uhr. Der Aufhellblitz geriet zur dominanten Lichtquelle, der Hintergrund erscheint noch dunkler als in Wirklichkeit. Das kann man durchaus gezielt einsetzen, die Filmleute nennen es „amerikanische Nacht“. Ich frage mich, ob ich nicht eine zusätzliche Minute in die Einstellung hätte investieren sollen.

Hinterher ist man immer schlauer. Um 8:00 Uhr stieg Jochen auf die Bank: “Es ist 8:00 Uhr! Gute Fahrt“ Ich suchte erst einmal die Sanitärräume auf. Gut 10 Minuten später saß ich auf dem Rad. Der Track war gut und richtig, aber gerade bei den Kreuzungen raus aus Ahrensburg wählte ich zweimal die falsche Möglichkeit. 10 Meter fahren und man weiß, es war die andere Möglichkeit. Das ist aber wohl auch so eine Einstellungssache. Mit höherer Auflösung verliert man die Übersicht, dafür weiß man, wo es lang geht.

Aber irgendwann hatte ich die Peilung, weitgehend sogar ohne Navi. Die Sonne setzte sich durch und eine Eichel viel aus dem Eichen- (Busch / Baum) im Knick vor  Seefeld. Im Pulk hätte ich das, das mit der Eichel, wohl gar nicht mitbekommen.

Ich stempelte bei Aral in Reinfeld. Das war die offiziell vorgeschlagene Kontrollstelle. Meine Frage, wie viele vor mir schon gestempelt hatten, stieß auf Unverständnis. An dem Tag war ich da wohl der Einzige mit Stempelwunsch. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Idee, wie viele auf der 150 km Strecke vor mir waren und ob ich vielleicht der Einzige war. Eine Cola und weiter. Wenn man alleine und ohne Radschloss unterwegs ist, sind Tankstellen übrigens besser als Stempelstelle. Mit einer arbeitsteiligen Gruppe, bietet ein Supermarkt die größere Auswahl bei günstigeren Preisen.

Es war die letzte Bodenwelle, die den Blick auf den Ratzeburger See versperrte, da traf ich sie. Die beiden Hammaburger Mädels hatten keine Probleme, sondern machten eine Pause. Ich fuhr weiter.

Rothenhusen liegt am nördlichen Ende des Ratzeburger Sees, über die der Wakenitz und man hat die ehemalige Grenze überquert. Kurz dahinter liegt Utecht und dann kommt der Berg aller Berge auf dieser 150 km Schleife; das gilt zumindest für meinen aktuellen Trainingszustand. Der Radweg ist neu und war in gutem Zustand. Aber man muss für alles bezahlen. Die Straße wird mit sanfter Steigung in den Berg gefräst, als Radfahrer bleibt einem jede Bodenwelle erhalten. Oben angekommen, geht es auf besseren Feldwegen auf Ratzeburg zu. Kurz vorm Ortseingangsschild kann man den Blick auf den See und den Dom genießen, dazu braucht man nicht mal abzusteigen.

Die Ampel in Ratzeburg war ziemlich lange rot und dann hatten sie mich. Adriane und Heike hatten aufgeschlossen und wir fuhren zusammen nach Mölln. Im Eiskaffee gab es Stempel, Apfelstrudel oder Käsekuchen. Auch ich komme mit gutem Frühstück und einer Cola nicht weiter als hundert Kilometer. Insofern hatten wir alle drei die gleichen Bedürfnisse.

Man entdeckt auf so einer Tour übrigens auch seine sensible Seite. Richtig viel Wind war eigentlich gar nicht, aber auf die Dauer nervt er doch. Wir hatten ab Mölln auf Rückenwind gehofft, aber so richtig hat das nicht geklappt. Auch auf dem Rückweg kam er hauptsächlich von der Seite.  Aber wir sind gut wieder angekommen und zum Schluss gab es Suppe. Danke Jochen, Danke an meine Mitfahrerinnen. Das hat doch wieder mal Spaß gemacht.

Bilder

Motta

Ein Gedanke zu „Priwall Brevet ab Ahrensburg (12.Sep 2015)

  1. Herzlichen Dank an Jochen, Team und Tochter. Da meine im gleichen Alter ist, weiß ich, was es bedeutet, Motivation um diese Uhrzeit aufzubauen.
    Meine Motivation war, nach PBP mal wieder in die Hufe zu kommen. Missglückt. Zwar hatte ich Radschuhe dabei (watt´n Glück), aber von PBP keine Spur. Vom Start weg von allen überholt zu werden, ist schon doof. Dann keinen Tritt finden und alsbald mit sämtlichen Rennrad-Schmerzen zu kämpfen, ist noch doofer. Habe mich gefühlt wie ein blutiger Anfänger. Nach 50km wollte ich sogar schon umkehren.
    ABER: So ein Randonneur gibt nicht auf und alles wurde aufgewogen durch eine traumhafte Strecke, tolle Gegend, ruhige Straßen, Wasser unterm Kiel (Fähre), Seen und Wald und Hügel, Kraniche, Enten, Schwalben, Kühe, Eichhörnchen, Pferde, Menschen… So eine ausgewogene und schöne Tour habe ich lange nicht erlebt. Wollte sogar zwischendurch baden gehen. Aber die Zeit…
    Ja, Wind war und ging auch wieder. An der Tanke die üblichen Sprüche: „Die anderen sind schon längst durch“. Geschenkt. Bilder im Kopf sind wichtiger. Brav mein Geld dagelassen und deftige – süße- milchige – koffein – schokohaltige Kohlenhydrate genossen.
    Im Ziel leckere reichhaltige Verpflegung und Schwatz unter Kollegen. Nochmal Dank an Jochen und Team. Eure Strecken durch wunderschöne norddeutsche Gegenden in den letzten Jahren haben mir PBP ermöglicht. Weiter so. Bleibe euch treu.

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