The NONhateful Eight = 7 + 1 = So viel Regen war gar nicht
In jedem Jahr veranstaltet der Audax Club seine Tour nach List auf Sylt. In jedem Jahr schwebt die bange Frage im Raum, wie das Wetter sein wird. Nach Jahren mit starken Schneefall, mit Stürmen oder starkem Regen, waren die beiden letzten Austragungen der Fahrt geprägt von Sonne, Wärme und Rückenwind. Solche Erfahrungen können zu Erwartungshaltungen führen, und sie ist es manchmal ganz gut, wenn diese auch enttäuscht werden.
Vor zehn Tagen sahen die Wettervorhersagen noch ganz gut aus. Wie es aber mit Vorhersagen so ist, sie sind ungenau und einem ständigen Wandel unterworfen. Am Freitag wurde dann dauerhafter Regen bei Temperaturen von 2° bis 5° Celsius und Winden aus Südost bis Nordost mit Stärken von 3 bis 5 bft vorhergesagt. Zumindest meinte das die Meteo Group. Andere Dienste sahen das nicht so, aber trocken sollte es auf keinen Fall sein. Nun ja, als Veranstalter kann man ja schlecht kneifen und ich wollte mir ja auch auf jeden Fall das eine oder andere Fischbrötchen kaufen.
Als ich am Samstag morgens aufstand, regnete es in Strömen. Und durch den Regen fuhr ich auch zum Startort, dem Bahnhof von Ahrensburg. Tatsächlich war ich der Erste, damit hatte ich nicht gerechnet und das hieß dann ja wohl, dass nicht so viele Mitfahrer auftauchen würden. Doch so langsam trafen die verschiedenen Mitglieder unseres Tagesteams ein: Jörg, Morten, Björn, Uwe und Michael bildeten den Nukleus. Anja wollten wir in Henstedt auflesen und als einziges Nichtmitglied des Audax Clubs Stephan Hohenschild in Nahe. Er wollte bis Niebüll mitfahren.
Nachdem wir vollzählig waren, Uwe kam wie immer mit der Bahn um 06:01 Uhr, fuhren wir los. Der Regen hatte schon deutlich nachgelassen. Die Strassen waren leer und nass, langsam graute der neue Tag herauf. In gutem Tempo ging es über die ersten Kilometer und erwartungsgemäß erreichten wir Nahe. An der Kreuzung nach Wakendorf wartete schon Stephan mit der Frage, ob wir der Sylt Express seien. Nun, so ein richtiger Express waren wir nicht, zumindest kamen wir aber voran. In Henstedt sollten wir eigentlich auf Anja treffen, doch da war niemand. So fuhren wir weiter über Kiesdorf in Richtung Schmalfeld. Plötzlich sahen wir einen kleinen Punkt auf der Landstrasse. Unerkennbar noch zu Anfang, kamen wir ihm langsam näher. Der Umriss erweiterte sich und aus dem Scharz hoben sich deutlich rote und gelbe Bestandteile ab. Das konnte nur Anja sein. Zehn Minuten später hatten wir Gewissheit und sie eingeholt. Uns nicht am Treffpunkt sehend, war sie vorgefahren, um sich einholen zu lassen.
Nun waren wir vollzählig und nach 85 Kilometern erreichten wir um halb Zehn unsere erste Raststation, den Markant Supermarkt in Aumühle-Innien. Eine Viertelstunde Pause reichte unserer kleinen Gruppe. Dank des Rückenwinds kamen wir gut wieder in Fahrt und hatten dann kurz darauf das Glück, in Breiholz direkt auf die ankommende Fähre fahren zu können. So konnten wir ohne Unterbrechung unsere Fahrt fortsetzen.
Langsam leerten sich bei dem einen oder anderen die Glykogenspeicher, so dass wir unser Tempo etwas reduzierten. Dennoch erlitt Anja einen Krampf im Oberschenkel. Den notwendigen Stopp nutzen wir als Pause unter freiem Himmel. Die Temperaturen waren moderat und der Wind fegte uns nicht von der Strasse. So konnten wir nach kurzer Zeit gestärkt und erholt unsere Fahrt fortsetzten. Die Rast an der Tankstelle in Viöl ließen wir diesmal aus.
Der Regen hatte im Verlauf des Vormittags ein Pause eingelegt, jetzt kam er langsam wieder zurück. Doch nicht so stark, als dass er uns hätte stören können. Kurz vor Niebüll kreuzten wir die B5 um dann über kleine Wirtschaftswege den Bahnhof für den Sylt Shuttle über die rückwärtige Route zu erreichen. Doch plötzlich – Morten war weg! Niemand hatte bemerkt, dass er, etwas hinter uns fahrend, offenbar einen Abzweig nicht mitbekommen hatte. Wir redeten uns gegenseitig gut zu, überzeugt davon, dass jemand wie Morten seinen Weg auch allein finden kann.
Um zwanzig vor Drei erreichten wir dann den Bahnhof in Niebüll und kauften gleich die Fahrkahrten. Wir waren mit der Aufagabe, die einzigartige Bedienlogik der Fahrkartenautomaten zu beherrschen, noch nicht fertig, da war Morten auch schon da! Natürlich wusste er, wie er zum Bahnhof kommt. Wir hatten noch Zeit für einen kurzen Imbiss, bevor der Zug nach Sylt eintraf und wir einsteigen mussten. Bei diesem Wetter waren wir die einzigen Radfahrer, und so hatten wir auch keine Platzprobleme. Nach kurzer Fahrt stiegen wir dann in Keitum aus, um von dort nach List zu starten.
Die Insel war tief in Wolken und Nebel verhüllt, alles wirkte still und verlassen. Zum Glück regnete es nicht, denn es war detulich kälter, als auf dem Festland. Nach kurzer, ereignisloser Fahrt erreichten wir unser Ziel, den “Photo Point” von Sylt. Danach trennten wir uns, Björn, Morten und Michael fuhren zur Mole von List. Der Rest fuhr direkt zurücl nach Westerland, um Fischbrötchen und Getränke für die Rückfahrt zu besorgen.
Gerade noch rechtzeitig trafen wir uns dann auf dem Bahnsteig wieder, um noch in die wartende Bahn nach Hamburg-Altona einzusteigen, die um 17:22 Uhr dann auch pünktlich abfuhr. Während der Bahnfahrt konnten wir dann nochmals den Tag Reveu passieren lassen und Pläne für die kommende Saison schmieden.
In Altona verabschiedete sich dann Bjön von der Gruppe, am Hauptbahnhof teilte sich dann der Rest auf. Gegen halb elf war ich dann wieder zu Hause in Ahrensburg, so früh, wie noch nie.
Es war ein sehr schöner Tag.